Unverzichtbar & systemrelevant: Die Arbeit von Reinigungskräften sichtbar machen

Oftmals unterschätzt und doch so wichtig

Hören Sie einmal in sich hinein: Kam es nicht schon einmal vor, dass Sie die Arbeit von Reinigungskräften belächelt haben oder sich gedacht haben, was das eigentlich für ein Beruf sein soll? Tatsächlich hat der Beruf des Gebäude-, Fassaden- oder Denkmalreinigers keinen hohen Stellenwert bei den Arbeitssuchenden bzw. haben die Ausführenden keinen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Nun stellen Sie sich aber einmal vor, Sie kommen in Ihr Büro, die Papierkörbe quillen über, das WC ist nicht sauber und der Fußboden ist übersäht mit Schmutz oder jemand hat Ihre Hausfassade mit Graffiti besprüht und Sie finden niemanden, der sie professionell reinigt. Das sind nur einige Gründe, die Ihnen deutlich machen sollen, weshalb der Beruf der Reinigungstechnik so wichtig ist.

Aktuelle Situation in der Reinigungsbranche

Meist sind es Migranten/Migrantinnen, die in diesem eher ungeliebten Job arbeiten. Wer möchte schon “Putzfrau” werden oder würde seine Kinder gerne in diesem Beruf arbeiten sehen? Reinigungskräfte gelten bei einem Großteil der Bevölkerung nach wie vor als “minderwertige Arbeitskräfte”. Tatsache ist, dass Reinigungskräfte eher schlecht bezahlt werden und somit ist nicht nur der Beruf an sich negativ behaftet, sondern auch das Einkommen und damit zusammenhängend die finanzielle Situation der Beschäftigten und deren Status in der Gesellschaft.

Momentan verdienen Reinigungskräfte durchschnittlich elf Euro brutto in der Stunde. Wahrlich ein Hungerlohn. Reinigungskräfte, überwiegend Frauen in Teilzeit, fürchten sich vor der Altersarmut und das nicht ohne Grund.

Fakt ist: Die Reinigung wird ohne Ausbildung als eine statusniedrige Tätigkeit angesehen – eine Tätigkeit also, die in der Gesellschaft eine geringe Wertschätzung erfährt. Statistiken belegen weiterhin, dass das Reinigungsgewerbe im Vergleich von mehr als 30 Branchen auf europäischer Ebene besonders ungünstige Beschäftigungsbedingungen vorweist. 

Gebäudereinigung

Eine Ausbildung in dieser Branche ändert jedoch vieles, öffnet viele andere Türen und hebt den Verdienst natürlich auch um ein Vielfaches an.

Das betrifft nicht nur die geringen Löhne, sondern auch die Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, die Arbeitsqualität, die Zukunftsaussichten und nicht zuletzt die (teilweise unfreiwillige) Teilzeitbeschäftigung. Vor allem die wenig geregelten Arbeitszeiten sind es, die vielen Reinigungskräften, v.a. Müttern, die Tagesplanung erschweren. Häufig ist deren Arbeitszeit zweigeteilt, sprich: Eine Schicht findet am frühen Morgen statt, die andere erst spät abends, darunter leiden sowohl das Familienleben als auch die sozialen Kontakte.

Die körperlich oft sehr anstrengende Arbeit macht zusätzlich vielen zu schaffen. Bis zu einhundert Mal bücken am Tag, schwere Lasten tragen oder durch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen gesundheitsgefährdenden Substanzen ausgesetzt zu sein, all diese Anstrengungen oder Gefahren müssten zumindest in die Entlohnung einfließen. Der o.a. durchschnittliche Stundenlohn von elf Euro brutto steht dazu in keiner Relation.

Wie kann man die Arbeitssituation der Reinigungskräfte verbessern und ihrer Arbeit eine höhere Wertschätzung zukommen lassen?

Wie vorhin bereits erwähnt: Die meisten Reinigungskräfte werden am späten Abend, in der Nacht oder am Morgen eingesetzt. Man sieht sie also selten bei der Arbeit, wohl aber das Ergebnis und freut sich, in der Früh einen sauberen und gepflegten Arbeitsplatz vorzufinden. All zu oft vergisst man, welchen braven Heinzelmännchen man diese Sauberkeit zu verdanken hat, da es zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Man könnte sagen, die Corona-Pandemie brachte für die Reinigungsbranche eine Art Aufschwung. Die Sofortreinigung wurde notwendig. In Schulen und öffentlichen Gebäuden werden Türklinken, Geländer, Toiletten etc. laufend gereinigt, um Krankheitserregern den Garaus zu machen. Somit gehören Reinigungskräfte zum gewohnten Anblick und ihre Arbeit wird umso mehr geschätzt.

Ist man beim Anblick von Reinigungskräften, die die Toilette reinigen, bevor man sie selbst benutzt, nicht dankbar? Und haben Sie noch nie einer Reinigungskraft aus Dankbarkeit ein Trinkgeld zugesteckt – als Zeichen der Wertschätzung? Das Konzept “Daytime Cleaning” ist darauf ausgelegt, genau diese Emotionen hervor zu rufen – und wir finden, das ist gut so! 

Außerdem erhöht das Daytime Cleaning die Flexibilität der Arbeitsabläufe. Das Reinigungspersonal kann rasch auf Kundenbedürfnisse eingehen, Spontanverschmutzungen beseitigen und auf Reklamationen prompt reagieren. So bleiben Reinigungskräfte nicht länger anonym bzw. unsichtbar und gehören quasi zum Unternehmen und werden auch als Teil dessen wahrgenommen.

Natürlich ist das Daytime Cleaning nicht überall möglich, da z.B. eine Büroreinigung während der Anwesenheit der Büroangestellten nicht wirklich angenehm bzw. zielführend ist.

Viele der Reinigungskräfte verzichten auch nur ungern auf den steuerfreien Zuschlag von 30 Prozent, der bei Nachtarbeit zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr gezahlt wird, um sich dadurch wenigstens ein finanzielles Plus zu sichern.

Die Qualifizierungsoffensive und ihre Vorteile

Qualifizierungsoffensive

Um dieser Branche auch in Österreich einen Aufschwung zu ermöglichen, hat die Wirtschaftskammer eine Qualifizierungsoffensive ins Leben gerufen.

Mitgliedsbetriebe im Bundesland Salzburg werden gefördert, wenn die Betriebsinhaber selbst oder deren Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen eine branchengemäße Aus- oder Weiterbildung absolvieren. Die betrieblichen Kosten pro Jahr für max. 5 Personen pro Betrieb sind förderbar. Gefördert werden zum Beispiel fachspezifische Kurse für Gebäudereiniger oder der Vorbereitungskurs auf die Meisterprüfung für Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger. Betriebe erhalten 50 Prozent der Nettokosten jedes Kurses zurückerstattet, maximal 3.000 Euro im Jahr.

Diese Weiterbildungsmöglichkeiten sind ein Ansporn für Arbeitssuchende, sich für die Reinigungsbranche zu begeistern, denn auch diese Branche bietet für Ambitionierte einige Aufstiegsmöglichkeiten.

Übrigens: Jedes Jahr am 15. Juni ist offizieller Tag der Gebäudereinigung in den USA und vielen anderen Ländern. Warum sollte man diesen Tag nicht auch bei uns zum Anlass nehmen, die Arbeit der Reinigungskräfte präsenter und wertschätzender zu machen?

 

Spätestens seit der Coronapandemie wissen wir, wie wichtig ein hygienisch sauberes Umfeld für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist.

 

 


Quellen:

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