Glasfassaden reinigen: Nur Profis dürfen ran
Glas ist ein beliebtes Gestaltungselement moderner Architektur. Es steht für Transparenz, Leichtigkeit und Design. Gleichzeitig erfordert Glas kontinuierliche Pflege, um dauerhaft funktional und ästhetisch zu bleiben. Vor allem großflächige Glasfassaden in Bürogebäuden, Einkaufszentren, Bahnhöfen oder modernen Wohnanlagen stellen besondere Anforderungen an die Reinigung. Dieser Beitrag zeigt, warum die Reinigung solcher Flächen ausschließlich von Fachbetrieben der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigung durchgeführt werden darf, welche Risiken bei falscher Ausführung bestehen und worauf Auftraggeber achten sollten.
Technische und gesetzliche Grundlagen
Die Reinigung von Glasfassaden fällt laut WKO-Ampelkarte eindeutig in die rote Zone – also in den Bereich, der ausschließlich Gebäudereinigern mit reglementierter Gewerbeberechtigung vorbehalten ist. Und das aus gutem Grund:
Arbeiten in Höhe erfordern spezielle Aufstiegssysteme (z. B. Seiltechnik, Steiger, Befahranlagen)
Der Einsatz von Glasreinigungsmitteln, Entmineralisierungsanlagen und Osmoseverfahren muss beherrscht werden
Gefahr durch unsachgemäße Mittelwahl: Glas kann korrodieren, erblinden oder sich verfärben
Reinigungsarbeiten dürfen nur mit entsprechender PSA und Sicherheitsunterweisung erfolgen
Die Ausführung unterliegt der Arbeitsmittelverordnung, dem Bauarbeitenkoordinationsgesetz (BauKG), der PSA-Benutzungsverordnung und der EN 1808 (Sicherheit von Fassadenbefahranlagen).
Fachliche Voraussetzungen
Nur ausgebildete Reinigungstechniker oder Gebäudereinigermeister sind befugt und in der Lage, die Reinigung fachgerecht durchzuführen:
Kenntnis unterschiedlicher Glastypen (ESG, VSG, Isolierverglasung, Photovoltaik)
Auswahl geeigneter Reinigungsmittel (z. B. pH-neutral, ammoniakfrei, entmineralisiertes Wasser)
Anwendung von Wisch-, Sprüh- oder Padverfahren je nach Verschmutzungsgrad
Beurteilung der Fassadenstruktur (Alurahmen, Dichtungen, Sprossen, Überdachungen)
Planung und Dokumentation nach Leistungsverzeichnis

Sicherheitsaspekte
Arbeiten an Glasfassaden sind mit erhöhter Absturzgefahr verbunden. Daher sind umfassende Schutzmaßnahmen gesetzlich verpflichtend:
Anschlageinrichtungen gemäß ÖNORM EN 795
Verwendung von Höhensicherungsgeräten, Auffanggurten und Seilsystemen
Schulung der Mitarbeiter durch Sachkundige
Rettungskonzept im Notfall
Für alle Anlagen (z. B. Schienensysteme, Traversen, Steiger) müssen ärztlich tauglichkeitsgeprüfte Personen mit PSAgA-Schulung eingesetzt werden.

Innen- vs. Außenverglasung: Unterschiedliche Anforderungen
Während die Reinigung von Innenverglasung häufig manuell und mit geringerer technischer Ausstattung durchgeführt werden kann, erfordert die Außenverglasung – insbesondere bei Hochbauten – Spezialausrüstung und Gefahrenbewusstsein. Auch sind innenliegende Glasflächen weniger UV- und witterungsbelastet, was andere Verschmutzungsarten mit sich bringt.
Innenverglasung: Staub, Fingerabdrücke, Nikotinrückstände
Außenverglasung: Vogelkot, Industrieablagerungen, organische Stoffe, Regenrückstände
Je nach Lage sind andere Reinigungszyklen und Techniken erforderlich.
Risiken bei unqualifizierter Ausführung
Immer wieder kommt es vor, dass Hausbetreuer mit der Reinigung von Glasflächen beauftragt werden, obwohl sie dafür keine Befugnis und Ausbildung besitzen. Die Folgen sind fatal:
Einsatz falscher Mittel: chemische Verätzungen, irreparable Oberflächenschäden
Kratzer durch unsachgemäße Werkzeuge (z. B. Klingen, Schmutzpartikel)
Gesundheitsgefährdung durch fehlende Absturzsicherung
Haftungsrisiko für Auftraggeber

Besondere Fallgruppe: Photovoltaik-Glasflächen
Moderne Gebäudefassaden enthalten oft integrierte Solarpaneele. Diese sind besonders empfindlich gegenüber Reinigungsfehlern:
Mikrokratzer führen zu Leistungsverlusten
Reinigung bei starker Sonneneinstrahlung kann thermischen Schock verursachen
elektrische Gefahr bei unsachgemäßem Wassereinsatz
Hier sind Fachkenntnisse über Anlagenaufbau, Spannungsführung und chemische Verträglichkeit unerlässlich.
Rolle der Landesinnung und rechtlicher Schutz
Die Landesinnung der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger in Salzburg weist Auftraggeber, Architekturbüros und Hausverwaltungen immer wieder auf die klare Rechtslage hin. Nur Unternehmen mit Befugnis und Meisterqualifikation dürfen diese Tätigkeit anbieten und ausführen. Die Ampelkarte dient dabei als Argumentationshilfe und Orientierung.

Kosten und Preisfaktoren
Die Preise für eine professionelle Glasfassadenreinigung hängen von verschiedenen Faktoren ab:
Fassadenhöhe und -zugänglichkeit
Grad der Verschmutzung
Art der Glasfläche (beschichtet, unbeschichtet, Photovoltaik)
Erforderliche Sicherungssysteme (Steiger, Seiltechnik)
Häufigkeit der Reinigung im Jahr
Professionelle Anbieter erstellen individuelle Leistungsverzeichnisse mit klarer Positionierung.
Checkliste für Facility Manager und Hausverwaltungen
Liegt eine gültige Gewerbeberechtigung vor?
Sind Meisterprüfung oder gleichwertige Qualifikation nachweisbar?
Werden die Reinigungsarbeiten dokumentiert?
Existiert ein Sicherheitskonzept mit PSAgA-Dokumentation?
Besteht Haftpflichtversicherung mit ausreichender Deckungssumme?

Fazit
Glasfassaden stellen hohe Anforderungen an Know-how, Sicherheit und Ausführung. Wer hier spart oder ungeeignete Anbieter beauftragt, riskiert Sachschäden, rechtliche Konsequenzen und Gefährdung von Menschenleben. Nur Meisterbetriebe der Gebäudereinigung erfüllen alle gesetzlichen und fachlichen Voraussetzungen. Auftraggeber sind gut beraten, nur diese Profis zu beauftragen.